Jesus – der Weg, die Wahrheit und das Leben


  Im vorigen Artikel wurde Jesus als das Licht der Welt herausgestellt. Er ist jedoch noch viel mehr, als nur das Licht, das uns den Weg weist. Nach eigener Aussage ist er zudem selbst der Weg, der Inbegriff der Wahrheit und der Garant für das wahre Leben in göttlicher Harmonie (Joh. 14:6).

  Er ist wie die Heilige Schrift sagt sowohl der Weg zum Vater als auch zum Leben. Er machte seinen Zuhörern damals immer wieder deutlich, dass eine seiner Aufgaben darin bestand, ihnen den Vater zu zeigen. Wer den Vater erkennen möchte, kommt an Jesus nicht vorbei. Dabei geht es um sehr viel mehr, als nur den historischen Jesus in den Schriften zu studieren. Wenn das allein ausreichen würde, wäre es eine bloße Fleißarbeit, Jesu Leben zu studieren, analysieren und auf den Vater zu projizieren.

  Wer das so versucht, wird ebenso in die Irre gehen wie die Juden zu Jesu Lebzeiten, die sich auf ihren Gott und Vater beriefen, aber von Jesus die ernüchternde Antwort erhielten, ihr Vater wäre der Widersacher Gottes, Satan selbst. „Was für eine Frechheit“ – sie waren gekränkt und wütend! Wie konnte er es wagen ihre Gottesanbetung zu verurteilen? Die Schriftgelehrten und Pharisäer erforschten eifrig die Heiligen Schriften und versuchten alles ganz genau zu halten. Sie waren Eiferer für Gott, von denen viele in der Aufrichtigkeit ihres Herzens zutiefst von der Richtigkeit Ihrer Religionsausübung überzeugt waren.

  Stell dir einmal vor, Jesus hätte genau das Gleiche zu dir gesagt. Wie würdest du reagieren? – Sei jetzt bitte nicht zu vorschnell mit dem Gedanken: „Das hätte er zu mir niemals gesagt!“ Ist es möglich, dass viele Christen von ihrer Religionsausübung zutiefst überzeugt sind und sich redlich bemühen alle Gebote zu halten, aber dennoch nicht den Vater und Jesus Christus erkannt haben? Nur die innere Überzeugung allein ist keine Gewähr, wie uns die Bibel deutlich zeigt. Der Schlüssel liegt in dem, was Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will. Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“ – Matth. 11:27,28.

  Nur wer ein inniges persönliches Verhältnis zu Jesus Christus hat und zu ihm kommt, hat die Möglichkeit, dass er ihm gewährt, den Vater zu erkennen. Jesus Christus ist der Schlüssel – der Weg – zur Gotteserkenntnis. Daher legt es der Widersacher Gottes auch darauf an diesen Weg zu verschleiern. Über verschiedene Methoden versucht er die Wahrheit über Jesus Christus durch Religiosität unkenntlich zu machen. Davor warnt der Apostel Paulus auch in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth: „Wenn aber unser Evangelium verhüllt ist, so ist es bei denen verhüllt, die verloren gehen; bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat, sodass ihnen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet, welcher Gottes Ebenbild ist“ – 2. Kor. 4:3,4.

  Die hier erwähnten Ungläubigen sind mitnichten diejenigen Personen, die man hinlänglich als Heiden oder Atheisten bezeichnet. Nein darunter befinden sich ebenfalls Millionen Religions-christen, d.h. Personen, die sich als Christen bezeichnen, jedoch keine persönliche Beziehung zu Jesus haben. Durch Manipulation des einen wahren Evangeliums hat Satan viele abgewandelte Evangelium-Klone erschaffen, die heute in vielen Religionen als das wahre Evangelium serviert werden. Bereits ein paar Jahrzehnte nach Jesu Tod hatte er diese durch eifrige Mittelsmänner in die Gemeinden eingeschleust, wie wir das dem Brief an die Gemeinde in Galatien entnehmen können (Gal. 1:6-9; 3:1-5; 5:7-10). Ebenso führen nicht viele Wege zu Gott, wie zunehmend mehr Menschen behaupten. Im Gegenteil, ausschließlich Jesus Christus ist der Weg!

Was bedeutet es, dass Jesus die Wahrheit ist?

Siegel  Unser europäisches Denken und Verstehen ist sehr geprägt von der griechischen Kultur und Philosophie. Bevor wir daher auf die Frage der Bedeutung der Wahrheit in Christus eingehen, müssen wir die grundlegenden Unterschiede des Verständnisses über Wahrheit eines Hebräers und der sogenannt griechisch-römischen Kultur verstehen. Als Jesus vor Pilatus über Wahrheit sprach, stellte dieser die rhetorische Frage mit belustigtem Unterton: „Was ist Wahrheit?“

  In der griechisch-römischen Kultur war Wahrheit (ἀλήθεια alētheia) etwas, was aus der Relation des Denkens einer Person und der empirisch beweisbaren Außenwelt entstand. Die Natur der Wahrheit war Gegenstand hitziger Debatten der Philosophen. In unserer heutigen Zeit wird im Allgemeinen die Existenz einer objektiven Wahrheit, die von jeglicher Beeinflussung durch die jeweilige Person frei ist, abgelehnt. Man sagt, jeder Mensch habe seine eigene Wahrheit, da jedes Individuum die Außenwelt unterschiedlich erfährt und wahrnimmt.

  Der Hebräer verstand unter Wahrheit etwas völlig anderes. Wahrheit ist im hebräischen Denken keine statische Größe wie im griechischen Denken, sondern etwas Dynamisches, Fortschreitendes sich Verwirklichendes. Nach hebräischem Verständnis WAR die Wahrheit nicht, sie WURDE durch das Tun Gottes. Diese wurde sichtbar in 1. Mose 2:3. Dort wird als Abschluss des Schöpfungsberichtes von dem ganzen Werk gesprochen, das „Gott schuf, als er es machte“ – bara‘ elohim la’asot. Der jeweils letzte Buchstabe der drei Wörter bara‘ elohim la’asot zusammengesetzt ergibt das Wort תםא – emet, das im Deutschen mit Wahrheit wiedergegeben wird. Daher spricht die jüdische Überlieferung von תםא – emet, als dem Siegel Gottes – der Wahrheit.

  Emet – תםא – Wahrheit wiederum bildet sich aus dem ersten Buchstaben א dem exakten Mittelbuchstaben (14.) ם und dem letzten (28.) Buchstaben des hebräischen Alphabets ת was zeigt, dass die Wahrheit allumfassend ist und vom Anfang ( א aleph) bis zum Ende ( ת tav) fortdauert.

bara elohim laasot Das erinnert uns an Gottes Zusage: „Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustandekommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen“ – Jes. 46:10.

  Emet – Wahrheit – steht für die Garantie Gottes, dass alle seine Zusagen und Prophezeiungen zu ihrer vollständigen Erfüllung kommen werden und sich somit die Wahrheit fortschreitend verwirklicht. Im letzten Buch der Bibel offenbart sich Jesus Christus: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende“ – Offenb. 22:13.

  Hier zeigt sich Jesus als die Erfüllung von allem, was Gott zugesagt hat. Alle Verheißungen Gottes sind in Jesus Christus sowohl א aleph als auch ת tav (oder griechisch ausgedrückt Alpha und Omega), sie sind in ihm begründet, bestätigt und erfüllt. In ihm verwirklicht sich der Wille und Plan Gottes. Daher schrieb Paulus: „Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus … war nicht Ja und Nein, sondern in ihm ist das Ja geschehen. Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt – in ihm ist das Ja, und in ihm auch das Amen“ – 2. Kor. 1:19.20.

  Jesus Christus ist sowohl das Ja als auch das Amen und damit der Inbegriff, der Maßstab und die Garantie der sich fortschreitend offenbarenden Wahrheit.

Auf welche Weise ist Jesus das Leben?

  Jesus Christus ist der Garant für das wahre Leben in göttlicher Harmonie. In Johannes 1:4 schreibt Johannes über Jesus, dass „in ihm“ das Leben war. Wie sein Vater hatte und hat er „Leben in sich selbst“ (Joh. 5:26). Wenn wir uns näher mit dem griechischen Grundtext beschäftigen, werden uns diese Aussagen verständlich. In beiden vorangegangenen Texten wird im Griechischen das Wort „ζωή – zoe“ für das Leben in Jesus beschrieben. Das unterscheidet sich deutlich von dem Leben aller Geschöpfe die kein „ζωή – zoe“ sondern „ψυχή – psuche“ haben.

  Das Leben aller Geschöpfe ist gemäß der Bibel eingehaucht von Gott und abhängig von ihm. „ζωή – zoe“ hingegen ist das nicht verliehene Leben, sondern die innewohnende Quelle des Lebens. Gott ist die Quelle dieses Lebens und wie wir zuvor lasen, hat er von Anbeginn an seinem einzig gezeugten Sohn diese Quelle des Lebens „weitervererbt“.
Diese Unterscheidung hilft uns, die Aussage Jesu zu verstehen: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben (ψυχή – psuche ) lasse, damit ich es wieder nehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen“ – Joh. 10:17,18.

  Jesus gab nicht sein „ζωή – zoe“, seine in ihm wohnende Quelle des Lebens, sondern sein empfangenes menschliches Leben „ψυχή – psuche“. Daher konnte er auch sagen er habe die Macht das Leben wieder an sich zu nehmen. Durch seinen völlig freiwilligen Tod als Opfer und ausgleichende Gerechtigkeit (Röm. 5:18), erlöste er die gesamte Menschheit vom adamischen Fluch. Paulus spezifiziert das in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth: „Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen; denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden“ – 1. Kor. 15:21,22.

  Dieses „lebendig machen – ζωοποιέω zōopoieō – wörtlich: beleben“ darf nicht gleichgesetzt werden mit dem Leben „ζωή – zoe“, das in Christus ist und das er denen gibt, die an ihn glauben. Ebenso wenig bedeutet es lediglich ein Auferwecken der Menschen, auch wenn dieses damit verbunden sein mag. Wäre das die Aussage des Paulus gewesen, hätte er das durch „νάστασις – anastasis“ und nicht „ζωοποιέω – zōopoieo“ ausgedrückt. Da diese schriftgemäße Unterscheidung oftmals nicht gemacht wird, kommt es zu den verschiedenen Fehlinterpretationen dieses Textes in der Christenheit.

  Das Leben, das durch Jesu Opfer gemäß dem Wort Gottes allen Menschen zuteilwird, ist das Leben, das Adam vor seiner Abkehr von Gott besaß. Er hatte kein „ζωή – zoe“, sondern ein reines, vollkommenes „ψυχή – psuche“. Dies soll die Grundlage dafür sein, dass die „wiederbelebten“ Menschen Gott und Christus ohne die Verblendung Satans (2. Kor. 4:4) erkennen können in der Zeit, in der Gottes Widersacher für 1.000 Jahre gebunden sein wird, „damit er die Nationen nicht weiter irreführe“ (Offenb. 20:3). Das unsterbliche, ewige Leben „ζωή – zoe“ jedoch hat Jesus ausschließlich denen verheißen, die an ihn glauben (Joh. 17:3).

  Dieses Leben ist bereits heute in uns, den Gliedern seines Leibes, Realität: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen“ – Joh. 5:24.

  Durch dieses göttliche Leben, das wir durch die Geistzeugung zu Kindern Gottes erhalten haben, hat Satan schon jetzt seine Macht über uns verloren. Wir sind fortan nicht mehr Sklaven der Sünde. Wohl tragen wir diesen Schatz noch in irdenen Gefäßen, doch wenn Jesus Christus uns ruft zur Begegnung mit ihm in der Luft, werden wir die volle Entfaltung dieses bereits in uns gelegten Lebens erfahren.

  Darüber hinaus ist Jesus bereits heute das universelle Leben, da er als „ starker Gott und Ewig Vater“ (Jes. 9:5) alles am Leben erhält. Hier erstrahlt seine Liebe, Fürsorge und sein Interesse an der gesamten Schöpfung – nichts ist ausgenommen. Er hat nicht nur vor Urzeiten alles erschaffen und dann sich selbst überlassen, sondern er trägt das All, wie Hebr. 1:3 über den Sohn Gottes schreibt: „Seine Herrlichkeit leuchtet aus ihm und sein Wesen ist ihm völlig aufgeprägt. Durch die Macht seines Wortes trägt er das ganze All. Und nachdem er das Opfer gebracht hat, das von Sünden reinigt, hat er den Ehrenplatz im Himmel eingenommen, den Platz an der rechten Seite der höchsten Majestät“ – NeÜ.

Jesus Christus ist wahrhaftig das Leben!